|
|
|
|
|
Sonntags über
dem Mittelmeer
Eine neurotische, alte Witwe tröstet sich mit
ihrem braunen Pudel auf dem Schoss und redet vor sich hin, der
Roman Contakt ragt aus ihrer Tasche, ein
Vater behandelt seinen Jungen wie ein Baby, der Junge weint, sein
Vater, der Alkoholiker ist, küßt ihn, die
Männer an der Theke lachen zahnlos, der
Junge weint,
Geschäftsleute sitzen im Nobelrestaurant Marco Polo
hinter einer Milchglasscheibe versteckt,
das Essen
fällt ihnen vor Hunger von der Gabel, ihre
Goldkettchen klimpern am Tellerrand, hübsche
Mädchen aus Paris reden Französisch und schauen, jede
für sich verträumt ins Licht, ihre
Haare sind lang und geflochten, sorgfälltig gelegt, die
Ruhe vor den Prinzen abwartend, eine
Frau die aussieht, wie eine politische Frau, die
ihre besten Jahre schon hinter sich hat, kämmt
ständig ihr schönes steißlanges Haar, Denker
der Republik, mit gehobener Stirn, sprechen leise, aber
bestimmt über weltliche Probleme, unterstreichen
ihre Sätze mit südländischen Gesten, wie
Dirigenten Musik, und lehnen in ihren Stühlen schräg
zurück, als
|
|
|
|
|
würden sie auf jede Frage
Antwort wissen, die
Damen ihrer Herzen still daneben, Kinder
rennen auf und ab, spielen Rennen, Fangen
und fangen an zu kämpfen, bis
eines fällt und weint, die Mütter schreien,
Muslime
ziehen ihre Sandaletten aus und
verschwinden in einem Kabuff, um
gen Mekka zu beten, barfuß, unter
ihnen dröhnen die Motoren, ...
zurück
zum Inhalt
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|